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Meine Firma 3/2025

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

LEHRLINGSWESENDie

LEHRLINGSWESENDie ZukunftsichernDie Berufsbildung ist Teil der DNA in der Schweiz und gilt als Erfolgsmodell.Dennoch hält sich das hartnäckige Gerücht, dass die Berufslehre gegenüber demStudium zunehmend an Attraktivität verliert und es schwieriger wird,Nachwuchs zu finden. Drei Unternehmen berichten über ihren Erfahrungen –und weshalb sie trotzdem weiter Lernende ausbilden.Text Melanie Ade Fotos Dan CermaMeine FirmaDie 1903 gegründete Bäckereiund Konditorei Lynersteht seit über 120 Jahrenfür Genuss und Tradition undist bekannt für ihre Brot- undBackwaren sowie diversenWähen und Kuchen. Dasheute in vierter Generationvon Peter Lyner geführteUnternehmen betreibt vierStandorte in Winterthurund beschäftigt insgesamt62 Mitarbeitende, davon13 Lernende.lyner.chIn der Backstube der Bäckerei Lynerherrscht an diesem frühen Donnerstagmorgenschon seit Stunden munteresTreiben. An den verschiedenen Arbeitsstationenund Maschinen wird konzentriertgearbeitet, im Hintergrund läuft leiseRadiomusik. Und obwohl der Arbeitsalltag körperlichanstrengend ist und vor allem den Lernendenam Anfang viel abverlangt, ist die Atmosphäregelöst. Vom Chef bis zum Stift im 1.Lehrjahr wird miteinander gescherzt, gelachtund werden Wochenendpläne ausgetauscht.Peter Lyner, der den Bäckereibetrieb in vierterGeneration führt, erklärt, weshalb ihm das sowichtig ist: «Unsere Lernenden sollen Teil desTeams und komplett integriert sein. Ich willkeine Hilfskräfte beschäftigen, sondern gutausgebildete Leute, die auf Augenhöhe mit mirzusammenarbeiten und mir den Rücken freihalten,indem sie den Betrieb eigenständig amLaufen halten.» Und er weiss, wovon er spricht:62 Mitarbeitende sind beim stadtbekanntenBeck angestellt, 13 davon sind Lernende – unddie müssen auch mal die Nachtschicht alleineschmeissen können.«Unsere Lernenden sollen Teil des Teamsund komplett integriert sein.»Peter Lyner, Inhaber Bäckerei-Konditorei LynerSo viele Lernende gleichzeitig auszubilden,verlangt nach einem strukturierten Lehrplanund vielen helfenden Händen. Bei der Bäckereiund Konditorei Lyner betreuen deshalb zweiBerufsbildner und acht Praxisbildner die Lernenden.So ist die Verantwortung auf mehrereSchultern aufgeteilt – fällt einmal jemand aus,bricht nicht gleich das ganze System zusammen.Einmal pro Monat erhalten die Auszubildendeneinen Tag für sich, bei dem sie aufArbeitszeit gemeinsam für die anstehendenPraxisaufgaben üben können, und alle sechsMonate findet ein Qualigespräch mit dem Praxisbildnerstatt, bei dem auch die LernendenFeedback geben dürfen. «Das ist zum einen einZeichen der Wertschätzung unseren Lernendengegenüber, gibt uns aber auch als Auszubildendedie Möglichkeit, uns zu reflektierenund zu verbessern», erklärt Peter Lyner.Kein Beitrag ist keine LösungNatürlich gab es auch bei Lyner schon mal einenLehrabbruch oder eine Vertragsauflösung,aber grundsätzlich ist der diplomierte Bäcker-Konditor zufrieden mit seinen Auszubildenden.«Die Leistungsbereitschaft bei unserenLernenden ist sehr hoch. Sie sind sich bewusst,dass sie Teil eines Teams sind und dass, wennsie die Arbeit schwänzen, ihre Kollegen fürsie einspringen müssen. Da überlegt man sichzweimal, ob man im Bett bleibt oder nicht. Als▶Meine FIRMA8 03/2025

Bei Bäckermeister Peter Lyner dürfen die Lernenden auch Feedback zum Chef geben.03/2025 9Meine FIRMA