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Meine Firma 3/2025

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

MARKETINGINTERVIEWKurz

MARKETINGINTERVIEWKurz gesagt …Mein Motto:Nothing is impossibleMein Morgenritual:Aufstehen, duschen, ein paarDehnübungen, ab ins BüroMeine Passion:Sprachen, Kulturen und SportMein erster Job:In den Schulferien in derKäsefabrik am FliessbandPersönliches Vorbild:Die ehemalige Pepsi-CEOIndra NooyiGrösster Triumph:Meine Kinder und beruflichzwei Jahre nach Kanadagehen zu könnenSchlimmste Niederlage:In Kanada zwei Jahre keinneues Projekt an Land zuziehenSo viel Schlaf brauche ich:Acht StundenSo schalte ich ab:Mit meinen Kindern oderdurch Fantasy-BücherTraum, den ich nochverwirklichen möchte:Eine Weltreiseduzen. Sie waren es sich halt anders gewohnt.Als die Mitarbeitenden aus der Produktion– mit denen ich nicht täglich zu tun habe –sich endlich getraut haben, mir auch mal zuwidersprechen oder eine andere Meinung zuäussern, wusste ich: Jetzt habe ich es geschafft.Welche Meilensteine gabes sonst noch?Es gab mehrere. 2023 haben wir einen grossenMarken-Relaunch durchgeführt, unserePositionierung geschärft und die Kommunikationmodernisiert. Darüber hinaus sindwir zwei grosse strategische Kooperationeneingegangen, zum einen mit Schweiz Tourismusund zum anderen mit den Leichtathletik-Schwestern Mujinga und Ditaji Kambundji –unseren neuen Markenbotschafterinnen. Undwir haben viel in den digitalen Bereich investiert.Dort hatten wir Nachholbedarf.Von aussen betrachtet, hat sich mitdem Relaunch nicht viel geändert.Rückblickend gesehen, hätten wir noch mutigersein dürfen, das gebe ich zu. Mir ist bewusst,dass unser Image in der Schweiz etwasverstaubt ist. Nichtsdestotrotz war es ein grosserSchritt. Wir haben ja nicht nur das Logoangepasst, sondern alle Produkte umbenannt– neu nicht mehr nach Leitpflanzen, sondernnach Wirkung. Schliesslich sucht keiner im Regalnach einem Huflattich-Shampoo, sondernnach einem Anti-Schuppen-Produkt. Dennochwollten wir bewusst an unserer Tradition undunserer DNA festhalten. Ich will aus Rauschkeine Lifestyle-Marke machen, das wäre falschund würde unsere bestehende Zielgruppe vorden Kopf stossen. Nichtsdestotrotz bin ichüberzeugt, dass wir mit einer zeitgemässerenKommunikation auch die jüngere Generation«berauschen» können.Wie soll das gelingen?Zum einen durch unsere Marken-AmbassadorinnenMujinga und Ditaji Kambundji.Sie stehen genau wie wir für Authentizitätund Schweizer Bodenständigkeit, gleichzeitigaber auch für Performance und Emotionalität.Durch ihren Altersunterschied von zehn Jahrensprechen sie zudem auch unterschiedlicheAlterssegmente an, was uns natürlich entgegenkommt.Darüber hinaus kommunizierenwir vermehrt auf digitalen Medien. Aktuellkonzentrieren wir uns auf Facebook, Instagramund Linkedin, erste Gehversuche machenwir auch auf Tiktok. Aber da haben wir nochviel Luft nach oben.Naturkosmetik ist im Vormarsch –hilft Ihnen das?Da muss man unterscheiden – Rausch machtkeine zertifizierte Naturkosmetik, sondernnatürliche Kosmetik. 90 Prozent unserer Inhaltsstoffehaben einen natürlichen Ursprung,wir entfernen jedoch bewusst ätherische Öleoder Allergene, die in natürlichen Produktenoft vorkommen, um unsere Produkte für alleverträglich zu machen. Und für die bestmöglicheWirksamkeit enthalten Rausch-Produkteneben natürlichen Inhaltsstoffen auch aktiveWirkstoffe. Damit füllen wir die Nische zwischenNaturkosmetik und den multinationalenPlayern. Die stärkere Sensibilisierung fürnatürliche Produkte kommt uns aber sicherentgegen.Welche Trends sehen Sie sonst noch?Bei der Haarpflege geht der Trend stark zuSkinification, also dahin, Kopfhaut und Haarewie die Gesichtshaut zu behandeln. Generellwird seit etwa 10 bis 15 Jahren viel mehr Wertauf die Pflege der Kopfhaut gelegt als früher.Diesbezüglich waren wir leider in der Vergangenheitzu leise.Inwiefern?Unser Gründer, Josef Wilhelm Rausch, warnicht nur der Erfinder des weltweit ersten flüssigenShampoos, sondern hat im Gründungsjahr1890 als einer der Ersten ein Haarwasserfür die Pflege der Kopfhaut entwickelt. Waserst seit Kurzem Trend in der Haarpflege-Industrie ist, haben wir schon seit 135 Jahrenim Sortiment. Diese Kompetenz müssen wir inZukunft kommunikativ stärker hervorheben.Sie haben Vertriebsniederlassungenin Deutschland, Österreich undItalien. Inwiefern agieren diese Märkteunterschiedlich?In Österreich geniessen wir die zweithöchsteBekanntheit nach der Schweiz. Deutschland istein hart umkämpfter Markt, die Distributiondort auszubauen, ist sehr schwierig. In Italiensind wir zwar nur im Fachhandel vertreten,aber die Italienerinnen nehmen sich generellmehr Zeit für ihr Äusseres und die Pflege, weshalbwir dort noch Potenzial sehen.Wie hoch Ihr Exportanteil?«Die Italienerinnen nehmen sich generell mehr Zeit für ihr Äusseresund die Pflege, weshalb wir dort noch Potenzial sehen.»Sandra Banholzer, CEO Rausch AGMeine FIRMA32 03/2025

Im hauseigenen Labor der Rausch AG wird traditionelles Kräuterwissen mit moderner Forschung vereint.Unser Hauptmarkt ist in der Schweiz undmacht 50 Prozent des Gesamtumsatzes aus,die umliegenden Märkte nochmals 30 Prozent.Der Rest kommt aus dem Mittleren Osten undAsien.Haben Sie in der Schweizden Peak erreicht?Das glaube ich nicht. Es gibt nach wie vorZielgruppen, die wir bisher noch zu wenig angesprochenhaben, beispielsweise junge Männer.Unser Sortiment umfasst viele Produktefür typische Männerprobleme, zum Beispielgegen Haarausfall oder Schuppen. Wenn mansich die Statistiken anschaut, wie viele Männerin die Türkei fliegen, um eine Haartransplantationvorzunehmen, haben wir hier auf jedenFall noch Potenzial. (Lacht.)Gibt es Wachstumsbestrebungenbeim Export?Ja, das internationale Geschäft wollen wirausbauen. Gerade Korea ist ein sehr attraktiverMarkt, da die Asiaten generell sehr auf ihr Äusseresbedacht sind. Deshalb sind wir stolz, dasswir dort gerade zum siebten Mal in Folge zum«Brand Of The Year» im Bereich «Scalp Care»erkoren worden sind. Aber auch in Hongkongund Taiwan wollen wir weiterwachsen.Wie wichtig ist das Label «Made inSwitzerland» heute noch?Das 1890 entwickelteHaarwasser vonJosef Wilhelm Rausch.Sehr wichtig. Man verkauft ein Produktnicht nur deswegen, es ist aber doch ein Qualitätsgarantund damit Entscheidungskriterium– sowohl im Ausland als auch im Inland.Trifft Sie der US-Zollhammer?Nicht direkt, da wir nicht in die USA exportieren.Sollten in der Schweiz aber Stellenverloren gehen oder eine kleine Rezession einsetzen,spüren auch wir das, weil die Konsumentenin der Schweiz und Europa den Gürtelenger schnallen müssen. Die Situation bietetaber auch Chancen, das zeigt der Lipstick-Effekt: In wirtschaftlich schwierigen Zeitenhaben Kosmetikverkäufe oft Hochkonjunktur,weil die Menschen sich keine grossen Anschaffungenleisten, sondern sich lieber den kleinenLuxus in Alltagsdingen gönnen.Was wollen Sie noch erreichen?Auf der einen Seite international wachsenund auf der anderen Seite unsere Marke generellerlebbarer machen. Mein Traum wäre, einekleine Erlebniswelt bei uns in Kreuzlingen aufzubauen,wo die Menschen ihr eigenes Shampoomit individuell zusammengestellten Kräuterextraktenmischen könnten. Zusätzlich einhübscher Shop nebenan – ich glaube, das fändeAnklang. ●03/2025 33Meine FIRMA