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Meine Firma 3/2025

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Hat immer eine gute Zeit

Hat immer eine gute Zeit mit den Jungen, wie er selbst sagt: Hufschmied Peter Wäfler mit seinem Auszubildenden Philipe Baumberger.Meine FIRMA 1003/2025

LEHRLINGSWESENBäcker oder Konditorin musst du halt manchmalmit einer halben Stunde Schlaf auskommen,wenn du in den Ausgang willst», lacht derBäckermeister. Den in den Medien verbreiteteTrend, dass die Jugendlichen von heute lieberstudieren wollen, kann Peter Lyner nicht bestätigen,im Gegenteil: «In diesem Jahr warenwir von Januar bis Juni mit Schnupperstiftendurchgebucht – und da muss man wohlgemerktum 5 Uhr morgens antraben.» An Nachwuchsmangelt es Lyner also nicht, und ausseiner Sicht lohnt sich das Engagement: «Natürlichist es zeitaufwendig, Lernende auszubilden,und ja, manchmal gibt es auch Ärger.Sich aber nur über mangelnde Fachkräfte zubeklagen und selbst keinen Beitrag zu leisten,kann auch keine Lösung sein. Wer soll dennkünftig unsere Arbeit machen, wenn keinernachfolgt? Indem wir die Fachkräfte von morgenausbilden, erhalten wir unsere Branche amLeben und investieren in unsere Zukunft.»Nachfolge finden wird schwierigerDas sieht auch sein Namensvetter Peter Wäflerso. Der Hufschmied aus Laupersdorf bildetbereits seit 20 Jahren Lernende aus, aktuellbeschäftigen er und seine Frau zwei Festangestellteund drei Lernende im Familienbetrieb.Einer seiner ersten Lehrlinge und heutigerStellvertreter wurde 2009 sogar SchweizerMeister an den Lehrlingsprüfungen und einJahr darauf zum Europameister an den EuroSkills in Portugal gekürt. «Darauf bin ich heutenoch stolz», lacht Wäfler. Dennoch stellt erfest, dass es in den letzten Jahren schwierigergeworden ist, Lernende zu finden: «UnserGewerbe gehört zu den Kleinstberufen, da istes schon eine Herausforderung, Nachwuchszu finden. Früher hatten wir noch viele Bauernmit eigenen Pferden in der Umgebung, dawuchsen die Jugendlichen noch mit den Tierenauf. Heute interessieren sie sich eher für dieLehre als Landmaschinenmechaniker.»Darüber hinaus gebe es zwar nach wie vor vieleHufschmiede in der Schweiz, allerdings immerweniger Betriebe, die Lernende ausbilden würden.Diese Entwicklung bereitet Peter WäflerSorgen, wie er sagt: «Ein schwieriges Thema,das wir auch immer wieder im Verband dis-«Die Lernenden haltenmich jung.»Peter Wäfler, Inhaber Wäfler Hufbeschlag GmbHEin wichtiger Aspekt des Schweizer Bildungssystemsist seine DurchlässigkeitFrau Fantini, wie hoch istder Anteil der Jugendlichen,die heute eine Berufslehreabsolvieren?Jährlich entscheiden sichin der Schweiz rund zweivon drei Jugendlichendafür, eine Berufslehrezu starten. 2024 habenknapp 65ʼ000 eine Berufslehreabgeschlossen und20ʼ000 ein gymnasialesMaturitätszeugnis erhalten.Diese Zahlen sind über dieletzten 20 Jahre erstaunlichkonstant geblieben.Ein wichtiger Aspekt desSchweizer Bildungssystemsist seine Durchlässigkeit,die Übergänge zwischenden verschiedenenBildungsstufen ermöglicht,was bedeutet, dassJugendliche auch nacheiner Berufslehre nochdie Möglichkeit haben, einGymnasium zu besuchenoder eine Fachhochschulezu absolvieren.Stimmt das Klischee, dassdie Jugendlichen heuteweniger Einsatz zeigen?Studien zeigen, dass dieGen Z durchaus leistungsbereitist – aber unteranderen Bedingungen.Sie erwartet eine klarere,offenere Kommunikation,wünscht sich Wertschätzung,flexible Arbeitszeitenund die Möglichkeit zurSelbstverwirklichung. IhrEngagement hängt stärkerals bei früheren Generationenvom Arbeitsumfeldund vom Sinnbezug ab.Weshalb lohnt es sich fürKMU, Lernende auszubilden?Die Ausbildung von Lernendenist für KMU einezukunftsorientierte Investition,die sowohl betrieblicheals auch gesellschaftlicheVorteile bringt. Werheute ausbildet, sichertsich die Fachkräfte vonmorgen – und stärkt gleichzeitigseine Position imMarkt. Zudem bringenjunge Leute neue Ideen inein Unternehmen.kutieren und nach Lösungen suchen.» Ausseiner Sicht hat die Berufslehre in den letztenJahren generell an Attraktivität verloren; vielewürden lieber studieren und sich dann nurfür den Handwerksberuf entscheiden, wenn esmit der akademischen Karriere nicht klappt.Dabei sei gerade der Beruf des Hufschmieds einerder schönsten überhaupt: «Wir führen mitunseren Händen ein traditionelles Handwerkam Huf des Pferdes aus und ermöglichen denEinsatz, die Gesunderhaltung und das Wohlbefindeneines Lebewesens. Das ist eine grosseVerantwortung, auf die man stolz sein kann.»Auch bei der Wäfler Hufbeschlag GmbH habendie Lernenden einen strukturierten Ausbil-Tiziana Fantini ist Kommunikationsverantwortlichebeim Staatssekretariatfür Bildung, Forschung undInnovation (SBFI). Das Kompetenzzentrumdes Bundes für national undinternational ausgerichtete Fragender Bildungs-, Forschungs- undInnovationspolitik ist dem EidgenössischenDepartement fürWirtschaft, Bildung und Forschung(WBF) angegliedert und zählt rund280 Mitarbeitende in der Schweiz undgut 60 Mitarbeitende im Ausland.sbfi.admin.chWelche spezifischenMassnahmen gibt es, umKMU bei der Ausbildungvon Lernenden zu unterstützen?Hier sind die Kantone undBranchenverbände wichtigeAnsprechpartner undbieten den LehrbetriebenUnterstützung in Form vonInformation und Beratung.Beispielsweise informiertdie kantonale Lehrstellenförderung,wie Lehrstellengeschaffen werden könnenund worauf es beim Ausbildenankommt. DerBund sorgt auf strategischerEbene für günstigeRahmenbedingungen,beispielsweise indem wirinnovative Projekte im Bereichder Lehrstellenförderungunterstützen.Meine FirmaGegründet im Jahr 2000 vonHufschmied Peter Wäfler undseiner Frau Beatrice, beschäftigtdie Wäfler HufbeschlagGmbH aktuell neben zweiFestangestellten drei Lernende.Der Familienbetrieb mitSitz in Laupersdorf betreutrund 1000 Pferde und bietetneben dem Hufbeschlagauch Design und Verkauf vonPferdeskulpturen und Steinkörben.waefler-hufbeschlag.chFoto: zVg▶03/2025 11Meine FIRMA