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Meine Firma 3/2024

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MARKETING INTERVIEW

MARKETING INTERVIEW «Schon mein Vater war ein Pionier, schliesslich hat er die Schweiz zum heutigen Paprikaland gemacht.» schlecht wegzukommen – im Gegenteil. Ich glaube nur nicht, dass es der richtige Ansatz ist. Sie verarbeiten 90 Prozent heimische Kartoffeln. Weshalb sind es nicht 100 Prozent? Das Wetter kann man leider nicht steuern. Die letzten vier Jahre fiel die Kartoffelernte sehr durchzogen aus, es war entweder zu trocken oder zu nass. Das führt dazu, dass nicht alles wächst, was wir angebaut haben, obwohl wir stets eine Reserve von 10 bis 20 Prozent des benötigten Kontingents zusätzlich anbauen, um Schwankungen abzufedern. Aber wenn die Ernte trotzdem nicht genügend Kartoffeln hergibt, müssen wir halt ins Ausland ausweichen. Apropos Ausland: Wie hoch ist der Exportanteil der Zweifel Snacks? Genaue Zahlen nennen wir nicht, aber wir befinden uns nach wie vor im einstelligen Bereich. Letztes Jahr war es aufgrund der steigenden Rohstoffpreise etwas schwierig, auch im Exportgeschäft. Noch ist der Exportmarkt ein zartes Pflänzchen, das aber stetig wächst und in das wir auch strategisch Ressourcen investieren müssen, um grösser zu werden. Es gibt auch hierzulande immer mehr kleinere Manufakturen, die in den Markt drängen. Haben Sie Angst, das Monopol zu verlieren? Im Gegenteil, ich begrüsse das. Wenn andere Firmen ebenfalls in den Markt einsteigen, haben alle etwas davon: die Konsumenten mehr Vielfalt und Auswahl, die Retailer mehr Absatz und die Branche mehr Aufmerksamkeit. Eine Win-win-win-Situation. Natürlich behalten wir unsere Mitbewerber im Auge, schliesslich wollen wir immer besser sein als alle anderen. Und das meine ich nicht despektierlich – Konkurrenz belebt das Geschäft. Mit der Lancierung der Streugewürze 2017 und der Einführung der neuen Produktlinie Vaya 2018 setzen Sie stark auf innovative Produkte. Wie wichtig ist Innovationsmanagement für Zweifel? Sehr wichtig. Schon mein Vater war ein Pionier, schliesslich hat er die Schweiz zum heutigen Paprikaland gemacht. Natürlich funktioniert auch bei uns nicht alles auf Anhieb, acht von zehn Innovationen floppen in der Regel, Zur Person Seit 2020 führt Christoph Zweifel das Familienunternehmen mit Verwaltungssitz und Hauptproduktionsstandort in Spreitenbach als CEO. Bevor der 55-Jährige 2015 als Manager Marketing und Verkauf zum Unternehmen stiess, hatte der studierte Lebensmitteltechnologe mit Abschluss Dr. sc. tech. ETH mehrere Funktionen bei Unilever und Aryzta (vormals Hiestand) inne. 1958 gegründet, stellt die Zweifel Chips & Snacks AG seit 66 Jahren Chips und Snacks in höchster Qualität her und beschäftigt heute über 500 Mitarbeitende. zweifel.swiss damit muss man umgehen können. Aber die Konsumenten erwarten eine gewisse Innovationstätigkeit, deshalb ist unsere Ideen-Pipeline immer gut gefüllt. Dabei ist es auch wichtig, in neue Geschäftsfelder vorzustossen. Letztes Jahr haben wir deshalb auf Basis von Kichererbsen die Vaya-Waffeln lanciert, die in den Dauerbackwaren-Bereich fallen und nicht bei den klassischen Snacks angesiedelt sind. Damit steigen Sie ins Vormittags- Znüni-Geschäft ein – eine weitere Massnahme in Richtung 24/7-Strategie. Wie läufts? Sehr gut. Es braucht Mut, wenn man nicht innerhalb des eigenen Segments innoviert, sondern sich aus der Komfortzone herauswagt und fremden Boden betritt. Wir stehen noch ganz am Anfang, aber die Konsumenten sind zufrieden, die Retailer sind zufrieden, und wir sind es auch. Warum werden die Vaya-Waffeln im Ausland produziert? Zum einen haben wir in Spreitenbach nur begrenzten Platz zur Verfügung, zum anderen hätten wir für die Produktion eine neue Maschine für mehrere Millionen Franken anschaffen müssen. Das Risiko eines solch hohen Investments ist viel zu gross, insbesondere wenn man in einen Bereich innoviert, in dem man noch keine Erfahrung hat, und nicht weiss, ob das Vorhaben erfolgreich sein wird. Wir werden die Entwicklung beobachten und die Produktion zu gegebener Zeit in die Schweiz holen – sofern es sich irgendwann lohnt. Eine Ihrer neueren Geschmacksrichtungen, «Poulet im Chörbli», hat sich ja zum Verkaufsschlager entwickelt. Wie kam es dazu? Wir haben früher vor jeder WM oder EM limitierte Editionen entwickelt und dafür jeweils unsere Chips-Community auf Facebook gefragt, welche Geschmacksrichtungen sie sich wünscht. Poulet im Chörbli war eine davon. Die kam dann so gut an, dass wir beschlossen, den Geschmack in die fixe Produktlinie aufzunehmen. Eine gute Entscheidung, hat er sich doch innert kürzester Zeit zur viertliebsten Sorte entwickelt, nach Paprika, Nature und Salt and Vinegar. Was viele übrigens nicht wissen: In den Chips ist natürlich kein Poulet enthalten, sie sind wie viele unserer Produkte vegan. Meine FIRMA 32 03/2024

INTERVIEW Wie betreiben Sie Innovationsmanagement, haben Sie dafür eine eigene Abteilung? Nein. Bei uns dürfen und sollen alle Mitarbeitenden ihren Beitrag zum Innovationsmanagement leisten. Wer in den Ferien einen spannenden Snack sieht, bringt ihn zum Probieren mit. Wir motivieren sie, ihre Augen offen zu halten, Store-Checks zu machen, Kreativität an den Tag zu legen. Dadurch lebt das Innovationsmanagement in der ganzen Firma und ruht nicht nur auf ein paar wenigen Schultern. 2022 haben Sie bekanntgegeben, dass Sie die für ihre Spitzbuben bekannte Firma Berger Backwaren aus Münsingen übernommen haben. Auch das eine Massnahme im Rahmen der 24/7-Strategie? Richtig. Wir vertreiben bereits seit 2004 die Backwaren der Firma Berger über unseren Frisch-Service. Als sich 2020 kein Nachfolger für das Geschäft finden liess, haben wir es übernommen, vertreiben die Produkte aber immer noch unter dem alten Brand. Die Firma Berger steht für die süsse Kompetenz in Sachen Snacks und deckt daher eher das Morgengeschäft ab. Das passt perfekt in unsere 24/7-Strategie. Wirkt sich das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein der Gesellschaft nicht auf Ihren Umsatz aus? Auf jeden Fall. Der Trend geht in Richtung einer ausgewogeneren Ernährung, dem müssen wir Rechnung tragen. Diese Tendenz ha- Rund 10ʹ000 Tonnen Chips verlassen jährlich den Produktionsstandort in Spreitenbach, Tendenz steigend. ben wir aber früh erkannt und unsere Innovationen und neuen Produktlinien bewusst in diese Richtung ausgebaut. So zum Beispiel die gesamte Vaya-Linie, die sehr ballaststoff- und proteinreich ist, aber wenig Fett und Salz enthält. Dadurch finden auch all diejenigen eine Snackvariante bei uns, die Wert auf eine bewusste und ausgewogene Ernährung legen. Wie hoch ist der Anteil der Vaya-Linie am Gesamtumsatz? Die klassischen Chips sind immer noch unsere Bestseller, und ich glaube auch nicht, dass es da einen Erdrutsch geben wird. Wir produzieren hochqualitative und genussvolle Lebensmittel, das wird auch in Zukunft seine Daseinsberechtigung haben. Nichtsdestotrotz wachsen wir mit der Vaya-Linie im zweistelligen Bereich, im Verhältnis ist das aber immer noch ein kleiner prozentualer Anteil. Was wollen Sie noch erreichen? Ich will dieses Unternehmen erfolgreich in die nächste Dekade bringen und der nächsten – mittlerweile fünften – Generation ein gesundes und florierendes Geschäft übergeben. Dafür müssen wir derzeit einiges investieren, wie beispielsweise 40 Millionen Franken in den Bau des neuen Snackwerks. Aber wenn wir weiterhin so wachsen, werden wir spätestens 2029 einen Produktionsengpass haben. Aber es gibt wohl schlimmere Probleme, als die Produktionskapazität steigern zu müssen, weil man stark wächst. ● 03/2024 33 Meine FIRMA