30 MARKETING INTERVIEW «Ein Zuviel an Regulierung schadet der Wirtschaft» Wer kennt sie nicht, die berühmten Zweifel Chips. Ob Paprika, Provençale oder Poulet im Chörbli: Die Schweizerinnen und Schweizer lieben «ihre» Zweifel Chips. CEO Christoph Zweifel erklärt im grossen Interview, warum er im Znüni-Geschäft grosses Potenzial sieht und weshalb Chips eigentlich gar nicht ungesund sind. Interview Melanie Ade Fotos Marco Vara Christoph Zweifel, darf man als Zweifel-CEO auch Chips von anderen Marken essen? Natürlich, man muss sogar – berufsbedingt. Schliesslich will ich wissen, ob wir nach wie vor die besten Chips herstellen. (Lacht.) Im Ernst, wir führen bei Zweifel regelmässige Verkostungen durch, aber auch privat probiere ich gerne Snacks von anderen Herstellern. Was gehört sonst noch zum Erfolgsrezept Ihres Unternehmens? Wir stellen schon seit 66 Jahren Chips her und verfügen über eine gewisse Expertise darin, wie man Chips macht. Das Geheimnis unseres Erfolgs sind aber unsere Mitarbeitenden. Wir haben die richtigen Leute an den richtigen Positionen und eine sehr gute, gelebte Unternehmenskultur. Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Zutat für den Erfolg. Vor Ihrem Einstieg bei Zweifel Chips haben Sie bei grossen Firmen wie Unilever oder Hiestand gearbeitet. Warum nicht gleich der Einstieg ins Familienunternehmen? Mein Vater hätte gerne gesehen, dass ich gleich nach meinem Studium zum Lebensmittelingenieur in den Familienbetrieb einsteige, aber ich war noch nicht bereit dafür, musste zuerst meine eigenen Erfahrungen sammeln. Ich wollte nicht, dass mir jemand vorwerfen kann, ich würde mich ins gemachte Nest setzen. Wie gross war der Druck, das Amt des CEO eines solch bekannten Schweizer Familienunternehmens mit langer Traditionsgeschichte zu übernehmen? Vielleicht war ich zu Beginn etwas blauäugig, ich bin die ganze Sache recht locker angegangen. Aber ich musste schnell merken, dass es schon etwas anderes ist, wenn man im eigenen Familienunternehmen beschäftigt ist. Man trägt mit dem Familiennamen auch eine grosse Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden und übernimmt eine Vorbildfunktion. Dessen muss man sich bewusst sein. Was haben Sie in den letzten vier Jahren als CEO erreicht? Was mich stolz macht, ist der kulturelle Wandel, den wir in den letzten vier Jahren durchlaufen haben. Ich erhalte oft Rückmeldungen, dass die Mitarbeitenden heute mehr Freiheiten haben und sich stärker ins Unternehmen einbringen können. So können heute unabhängig von Hierarchiestufen alle Mitarbeitenden mit den entsprechenden Fähig-keiten etwa bei Strategie-Initiativen mitarbeiten und die Zukunft dieser Firma mitgestalten, was sehr geschätzt wird. Im vergangenen Jahr haben Sie zum achten Mal einen Umsatzrekord verzeichnet, auch in Zukunft wollen Sie weiterwachsen. Wie soll das gelingen? Wir haben noch viele Ideen und Pläne, wie wir dieses Unternehmen weiterentwickeln und Meine FIRMA 30 03/2024
Christoph Zweifel ist stolz darauf, mit den Vaya-Waffeln den Sprung ins Znünigeschäft geschafft zu haben. weiterwachsen können. Die Veränderungen im Ernährungsverhalten spielen uns da in die Hand: Der Trend geht weg vom klassischen Morgen-, Mittag- und Abendessen, die Schweizerinnen und Schweizer verpflegen sich immer mehr zwischendurch. Dieses «24/7», also das durch-gehende Snacken von morgens bis abends, decken wir mit unseren Produkten perfekt ab. Es gibt in der Lebensmittelbranche eine Tendenz zu stärkeren Regulierungen durch die Politik, Stichwort Zuckergesetz. Wie stehen Sie dem gegenüber? Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein Zuviel an Regulierung der Schweizer Wirtschaftskraft schadet. Nichtsdestotrotz muss man das Thema sehr ernst nehmen – ich bin ein grosser Verfechter bewusster Ernährung. Darin haben aber auch zucker- oder fetthaltige Produkte ihren Platz – es ist immer eine Frage der Ausgewogenheit. Was halten Sie vom Nutriscore? Gar nichts. Das ist eine Bevormundung der Schweizer Bevölkerung. Die Schweizerinnen und Schweizer wissen, was eine ausgewogene Ernährung ist, und brauchen kein Label, das ihnen sagt, ob ein Lebensmittel gut oder böse ist. In der Schweiz haben wir eines der strengsten Lebensmittelgesetze, es gibt de facto keine ungesunden Lebensmittel. Auch Schokolade oder Chips schaden unserem Körper nicht, solange wir sie in Massen geniessen. Ich würde mir wünschen, dass die Schweizer Regierung stärker in die Relevanz von körperlicher Aktivität investieren würde, dass etwa die Themen Ernährung und Bewegung schon in der Schule auf dem Lehrplan stehen würden. Die Migros lässt den Nutriscore ja seit Neustem auch wieder weg. Ja, und das unterstützen wir. Wie gesagt, ich glaube nicht an Lebensmittelkennzeichnungen. Hätte uns das Schweizer Lebensmittelgesetz den Nutriscore vorgeschrieben, hätten wir uns natürlich gefügt, sind aber ganz froh, dass es nicht so weit gekommen ist. Was hätten denn Ihre Chips für einen Nutriscore-Wert? Ein oranges C. Das hätte eigentlich ziemlich gut zu uns gepasst. (Lacht.) Ich bin ja nicht gegen den Nutriscore, weil ich befürchte, dabei ▶ 03/2024 31 Meine FIRMA
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