GESUNDHEITSMANAGEMENT RISKMANAGEMENT Manuel Sieger (links) und sein Cousin Patrick leiten die Granol AG in dritter Generation. Und haben das Unternehmen auf Herz und Nieren prüfen lassen. Meine Firma Die Granol AG ist ein führender Schweizer Verputzhersteller. Das Spektrum des in Sursee stationierten Unternehmens umfasst vom Systemaufbau des Untergrunds bis hin zur exklusiven Oberflächenveredelung ein umfangreiches Produktsortiment im Neubau-, Umbau- sowie Sanierungsbereich. 1956 gegründet, wird die Firma heute in dritter Generation geführt und beschäftigt rund 100 Mitarbeitende. granol.ch betrieben haften die Organe persönlich für fahrlässige Fehlentscheide. Uns ist es deshalb ein grosses Anliegen, unsere Kundinnen und Kunden für das Thema zu sensibilisieren.» Externer Blickwinkel kann helfen Gemäss Staublis Erfahrung fehlen jedoch gerade bei KMU oftmals Zeit und Know-how, um sich dem Thema zu widmen. Aber: «Es ist nie zu früh, das Thema anzugehen – gerade ein Startup kann schon durch ein relativ kleines Ereignis aus der Bahn geworfen werden», so Staubli. Der Experte rät allen KMU deshalb dringend, sich in einem ersten Schritt zu überlegen, welche Risiken existenzbedrohende Auswirkungen auf das Unternehmen haben könnten. Danach sollte im Idealfall ein externer Experte beigezogen werden, der mit einem professionellen Blick von aussen bei der Erstellung eines Risikoreports unterstützen kann. «Aus dem eigenen Blickwinkel ist man oft zu fokussiert oder blendet das eine oder andere Risiko aus. Durch den Einsatz unseres Risiko-Expertise-Tools können wir anhand eines branchenspezifischen Fragekatalogs die Risiken systematisch analysieren und entsprechende Massnahmen daraus ab- «Auch bei kleineren KMU oder Familienbetrieben haften die Organe persönlich für fahrlässige Fehlentscheide. » Bruno Staubli, AXA Risikoexperte Meine FIRMA 16 03/2024
RISKMANAGEMENT «Als Unternehmer bin ich verantwortlich für die Sicherheit meiner Belegschaft und allfälliger Drittpersonen.» Manuel Sieger, Leiter Verkauf und Betrieb Granol AG leiten.» Mit Unterstützung der AXA hat auch ViCOLLECTIVE einen entsprechenden Massnahmenkatalog erstellt. Und will diesen konsequent abarbeiten. Adrian Michel hat deshalb innerhalb der Geschäftsleitung klare Verantwortlichkeiten und Deadlines definiert, um die vorgeschlagenen Massnahmen zu prüfen und umzusetzen: «Sonst wird der Risikoreport zum Papiertiger.» Er rät auch anderen KMU, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen: «Risiken schlummern im Hintergrund, bis sie eintreffen. Und dann ist es meistens zu spät.» Als Unternehmer in der Pflicht Auch die Granol AG hat sich in den letzten Monaten mit dem Thema Risikomanagement auseinandergesetzt. «Wir haben schon immer stark auf ein umfassendes Qualitätsmanagement gesetzt, da gehört für mich das Thema Risikomanagement dazu», erklärt Manuel Sieger, Unternehmensleiter Verkauf und Betrieb des führenden Schweizer Verputzherstellers. Gemeinsam mit seinem Cousin Patrick leitet der 40-Jährige das 1956 gegründete Familienunternehmen bereits in der dritten Generation und ist überzeugt, dass eventuelle Risiken regelmässig analysiert werden sollten. «In einem Produktionsbetrieb wie dem unseren gibt es viele Gefahrenzonen und damit verbunden Risiken, sei das nun bei Abladestationen für die LKW, im Staplerverkehr auf dem Gelände oder in der hauseigenen Schreinerei.» Aus Siegers Sicht ist es die Pflicht jedes Unternehmers, Gefahrenfelder zu identifizieren und dann das Bestmögliche dafür zu tun, dass das Ereignis nicht eintrifft. «Es muss ja nicht immer gleich das Grossereignis sein. Es reicht schon, wenn nur einmal ein Sack Gips aus drei Metern runterfällt. Wenn der Sack jemanden trifft, hat das unter Umständen verheerende Folgen», so der diplomierte Hochbautechniker. «Als Unternehmer bin ich verantwortlich für die Sicherheit meiner Belegschaft und allfälliger Drittpersonen. Wenn Menschen zu Schaden kommen, will man sich nachher nicht die Schuld für die Tragödie geben müssen, weil man versäumt hat, rechtzeitig etwas dagegen zu unternehmen.» Im Ernstfall hilfreich Gemeinsam mit der AXA hat Manuel Sieger deshalb seinen Betrieb auf Herz und Nieren geprüft. «Der Aussenblick war für uns sehr wertvoll. Auch wenn es unangenehm ist, wenn dir ein Aussenstehender sagt, was du nicht gut machst. Es hilft dabei, blinde Flecken aufzudecken.» Nicht nur unterstützt der Risikobericht dabei, Schwachstellen aufzuzeigen, sondern zeigt auch auf, ob man im Schadenfall genügend abgesichert ist. «Wir haben aufgrund des Risikoreports diverse Massnahmen ergriffen – sei das nun baulicher, prozessualer oder versicherungstechnischer Art», so der Unternehmensleiter. Und das hat sich mehr als gelohnt, als es Ende Juli auf dem Gelände der Granol AG zu einem Vorfall bei einem der Rohstoffsilos kam, der zu erheblichem Sachschaden führte. «Das Kommunikations- und Verhaltenskonzept nach einem Grossereignis konnten wir einfach aus der Schublade ziehen», zeigt sich Manuel Sieger dankbar. Eine gute Vorbereitung ist eben doch die halbe Miete. ● Drei Fragen an Déborah Carlson- Burkart, Rechtsanwältin, Verwaltungsrätin und Dozentin an der Swiss Board School/HSG. Welche gesetzlichen Mindestanforderungen gelten für KMU beim Risikomanagement? Aktiengesellschaften (AG) sowie Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) müssen gemäss Obligationenrecht über ein formelles Risikomanagement verfügen, das die Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken umfasst; für Einzelunternehmen gelten keine spezifischen gesetzlichen Anforderungen, welche über die Betriebsrisiken (Umweltschutz, Unfallverhütung etc.) und die Rechnungslegungsvorschriften hinausgehen. Aber auch dann ist wichtig, dass ein solches besteht – erst recht, wenn ich als Einzelunternehmerin persönlich mit meinem privaten Vermögen hafte. Risikoanalyse für Unternehmen Der Umgang mit Risiken ist elementarer Bestandteil des Alltags jeder Unternehmerin und jedes Unternehmers. Die AXA hilft Ihnen mit dem digitalen Risiko-Expertise- Tool, potenzielle Gefahren in Ihrem Unternehmen frühzeitig zu erkennen, um sie systematisch und rechtzeitig zu verhindern, zu vermindern oder zu überwälzen. axa.ch/unternehmen «Jedes KMU sollte über ein Risikomanagementsystem verfügen» Welche Konsequenzen drohen, wenn ein Schaden eingetreten ist? Bei Einzelunternehmen hafte ich als Unternehmerin persönlich für Schäden, die durch mangelnde Risikosteuerung entstehen. AG und GmbH drohen der potenzielle Verlust der Rechtsfähigkeit (Konkurs), Schadensersatzansprüche von Gläubigern, der Verlust von Bewilligungen sowie strafrechtliche Sanktionen (Bussen). Angesichts der zunehmenden Komplexität der Vorschriften und Richtlinien ist es unerlässlich, dass Unternehmer ihre Risiken kennen und aktiv managen, um Fehlentscheidungen und deren Folgen zu vermeiden. Wie kann man sich davor schützen? Jedes KMU sollte über ein Risikomanagementsystem verfügen. Es dient nicht nur dazu, potenzielle Risiken zu erkennen und zu vermeiden oder zu minimieren, sondern kann auch dabei helfen, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Das System sollte auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten des betreffenden Unternehmens zugeschnitten sein und mittels Kontroll- und Überwachungsmechanismen regelmässig überprüft und den veränderten Rahmenbedingungen laufend angepasst werden. Die Wahl der Personen, welche das Risikomanagement umsetzen, ist ein grosser Erfolgsfaktor. Déborah Carlson-Burkart 03/2024 17 Meine FIRMA
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