RECHTSSCHUTZ MARKETING Ist froh, dass sie sich mittlerweile wieder um ihr Kerngeschäft kümmern kann: Alexandra Kissling, Geschäftsführerin der HK Reinigungen AG aus Worb. Meine Meine FIRMA FIRMA 14 03/2022
RECHTSSCHUTZ Kurzfristiges Darlehen – jahrelange Belastungsprobe Obwohl Finanzdienstleistungen eigentlich nicht zum Angebotskatalog der HK Reinigungen AG gehören, gewährte sie einem befreundeten Unternehmer Ende 2018 einen Überbrückungskredit. Was als kurzfristige Unterstützung gedacht war, eskalierte zum Rechtsfall und hallt sowohl finanziell als auch emotional bis heute nach. Text Marcel Rubin Fotos Marco Vara Es ist Alexandra Kissling anzuhören, dass es ihr nicht leichtfällt, über das zu sprechen, was ihrem Familienunternehmen passiert ist. Und es wird auch schnell klar, dass es dabei um mehr geht als nur um Geld. Begonnen hat die prägende Erfahrung 2018: Seit rund sieben Jahren vertrat sie ihren Vater damals bereits als Geschäftsführerin. Letzterer ist unternehmerisch gut vernetzt, was ihnen eine starke Verankerung der Firma in der Region sowie viele vertraute Geschäftsbeziehungen einbrachte. Überaus gutmütig und allseits beliebt sei der Vater zudem, sagt Kissling. Dass diese positiven Eigenschaften später schamlos ausgenutzt wurden, macht sie bis heute fassungslos. Darlehen unter Freunden Der verhängnisvolle Anruf kam gegen Ende des Jahres. Ein – heute ehemaliger – Geschäftskollege von Hans Kissling wollte ein Grundstück kaufen und brauchte Geld, um bis dahin finanziell überbrücken zu können. Hilfsbereit, aber nicht etwa blauäugig gab sich Kissling einverstanden damit, dem Bekannten unter die Arme zu greifen. Nachdem sowohl die privaten als auch institutionellen Betreibungsregister des Anfragestellers überprüft und keine Einträge festgestellt wurden, setzte Kissling mit dem «Während wir unsere Erwartungen klar formulierten, antwortete der Schuldner entweder gar nicht oder nur mit frechen Kommentaren. Wir wurden weiterhin vertröstet und hingehalten.» Alexandra Kissling, HK Reinigungen AG zukünftigen Schuldner einen Darlehensvertrag auf. Das zinsfreie Darlehen sollte bereits nach wenigen Monaten zurückbezahlt werden; als Kriterium dafür wurde die Rückzahlung aber auch an einen Hausverkauf des Schuldners gekoppelt. Die rechtliche Ausgangslage zeichnete aber ein weniger klares Bild als angenommen, wie Leo Loosli heute rückblickend festhält. Loosli arbeitet beim Rechtsdienst der AXA-ARAG und betreute den Fall der Familie Kissling. «Leider war der Darlehensvertrag stellenweise widersprüchlich formuliert, was die Durchsetzung der Ansprüche erschwerte. Mit einem Gang zum Notar hätten die nötigen Vorkehrungen getroffen werden können, um dies zu vermeiden und die Sicherheiten formell zu regeln», erklärt er. Dass die an Bedingungen geknüpften und nicht in ganz unelastischen Rückzahlungsfristen vom Schuldner ungeniert ausgenutzt wurden, erfuhr Alexandra Kissling im Februar 2019. Weder Geld noch Einsicht Das Geld kam nicht – trotz Vereinbarung. Alexandra Kissling, die ihren Vater in seiner Ferienabwesenheit vertrat, war baff. Sie rief den Schuldner an, in der Hoffnung, eine plausible Erklärung für die versäumte Zahlung zu erhal- ▶ 03/2022 15 Meine FIRMA
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