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Meine Firma 2/2025

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MARKETINGINTERVIEWBis zu

MARKETINGINTERVIEWBis zu 100 verschiedeneBiskuitsorten sind imFabrikladen in Trubschachenerhältlich.Zu den PersonenDie Kambly SA Spécialités deBiscuits Suisses wurde 1910gegründet und hat ihren Sitzin Trubschachen, Emmental.Das Unternehmen stellt vorallem Feingebäck im Premiumsegmenther und wird invierter Generation von Daniaund Nils Kambly geführt. DieTochter von Ursula und OscarA. Kambly ist Präsidentin desVerwaltungsrats und leitetdie strategische Entwicklungdes Unternehmens, ihr Ehemannist Vizepräsident desVerwaltungsrats und hat denVorsitz der Geschäftsleitung.Die beiden haben zwei Kinder.kambly.chlieber Oreos. Wie gelingt es Ihnen, diejüngere Generation anzusprechen?Nils Kambly: Dadurch, dass wir sowohl Süssesals auch Salziges anbieten, sprechen wir unterschiedlicheZielgruppen an. Zudem habenwir verstärkt in Bereichen innoviert, die eherjüngere und urbanere Zielgruppen abholen,beispielsweise mit unserer «bio und vegan»-Linie, die wir vor vier Jahren lanciert haben.Beim Salzgebäck setzen wir ebenfalls auf neueKonzepte wie die leichten «Crispy Moments»und mit unserem Goldfish Chocolate auf einkomplett neues Geschmackserlebnis.Wie läuft die «bio und vegan»-Linie?Dania Kambly: Wir sind sehr zufrieden. Dervegane Trend flacht zwar bereits wieder etwasab, die Linie deckt aber mehrere Bedürfnisseab: Sie eignet sich für alle, die umweltbewusstund ohne tierische Rohstoffe geniessen wollen,spricht aber auch all jene an, die auf Laktoseverzichten müssen.In Deutschland habe ich schonBiskuitsorten gesehen, die es hiernicht gibt. Warum?Nils Kambly: Jedes Land hat unterschiedlicheGeschmacksvorlieben. In der Schweiz isst manlieber Milchschokolade, in Frankreich oder Italienpräferiert man dunkle Schokolade, in Asienist es nochmals anders. Insofern selektionierenwir aus unserem Produktportfolio entsprechendden Vorlieben des jeweiligen Markts.In welche Länder exportieren Sie?Nils Kambly: In rund 50 Länder weltweit, unsereHauptmärkte liegen – neben der Schweiz– aber in Europa, vorwiegend in unseren Nachbarländern.Wir machen rund 50 Prozent unseresGeschäfts in der Schweiz, 50 Prozent imAusland.Wollen Sie im Auslandweiter wachsen?Dania Kambly: Unbedingt. Der SchweizerMarkt ist gesättigt, Wachstumsmöglichkeitensind beschränkt. Zudem ist es sehr befruchtend,von den anderen Märkten, den dortigenBedürfnissen, Vorlieben und Produkten zu lernen.Dadurch erhalten wir spannende Impulsefür Innovationen.Ist der Trend zur gesünderenErnährung kein Problem für einenGebäckhersteller?Dania Kambly: Für uns ist das im Gegenteileine Chance, der Trend geht ja zum bewusstenGenuss. Unsere Guetzli bereiten Freude, ohnedass man eine ganze Schachtel leeren muss.Man geniesst sie und teilt sie mit Freunden undder Familie und kann so Mass halten.Gibt es weitere Trendsbeim Premiumgebäck?Nils Kambly: Der Trend geht weg von vielSchnickschnack und Status und hin zu mehrEinfachheit. Produkte sollen in erster Liniegut schmecken und eine kurze Zutatenlisteenthalten. Wichtiger sind den Konsumentenheute Werte wie Transparenz und Vertrauenin eine Marke.Inwiefern hat sich in denletzten Jahren der Anteil von SüssundSalzgebäck verändert?Dania Kambly: Der Markt an Salzgebäck istin den letzten Jahren und insbesondere seit derPandemie stark gewachsen. Damals hatte sichdas gesellschaftliche Leben und damit auchder Konsum von Snackartikeln von der Gastronomiein die eigenen vier Wände verschoben.Dieser Trend hält weiter an.Schokolade ist preislich auf demAllzeithoch. Wie wirkt sich das aufKambly aus?Nils Kambly: Wenn man den langjährigendurchschnittlichen Preis von Schokolade vergleicht,hatten wir eine starke Volatilität innerhalbder letzten 18 Monate mit Preisenum Faktor 5 gegenüber dem Normalpreis. Dasbeschäftigt auch uns stark und wird uns nochlänger beschäftigen.Was halten Sie von der Zuckersteuer?Dania Kambly: Es gibt sicher Länder, in denenHandlungsbedarf besteht, weil gerade Kinderzu viel Zucker konsumieren. Die SchweizerBevölkerung hingegen ist so gut informiert,dass ich nicht glaube, dass eine Zuckersteueruns weiterbringt. Wir sind uns unserer Verantwortungaber sehr wohl bewusst – Biskuits enthaltenZucker und sollten mit Mass genossenwerden. Man sollte jedoch bedenken: Ein Bretzeliwiegt vier Gramm und enthält ein GrammZucker, im Vergleich zu Süssgetränken sindunsere Produkte immer noch moderat.Wie abhängig sind Sie vonden Grossverteilern?Dania Kambly: Natürlich sind wir angewiesenauf die Detailhändler, dadurch besteht einegewisse Abhängigkeit, und man muss immerwieder neu verhandeln. Aber grundsätzlichhaben wir einen positiven Austausch, der aufgegenseitigem Respekt basiert, und sind dankbarfür diesen Vertriebszweig.Der Aufbau eines eigenen Vertriebswäre keine Option für Sie?Dania Kambly: Ich glaube nicht, dass eszusätzliche Flagship-Stores braucht, die ausschliesslichGebäck verkaufen. (Lacht.) AberMeine FIRMA32 02/2025

man kann unsere Produkte auch in unserenFabrikläden in Trubschachen und Lyss erwerbenoder in unserem Online-Shop. Dort fokussierenwir unser Angebot aber auf personalisierbareProdukte und Geschenke. Aus meinerSicht bleibt das physische Auswahlerlebnis imGeschäft zentral bei einem Biskuit.Sie haben beide Physik studiert undpromoviert. Keine alltägliche Studienwahlfür Ihre heutigen Posten. Ist IhrStudienfach hilfreich, oder erschwertes Ihren Job?Dania Kambly: Unbedingt ein Vorteil. Unserestrukturierte Arbeitsweise ermöglicht uns eineganz andere Herangehensweise an Herausforderungen,das hilft im Alltag oder in schwierigenSituationen sehr. Der Einblick in eine völligandere Welt schafft zudem Perspektiven.Nils Kambly: Physikalische Formeln helfenuns hingegen im Alltag eher weniger, da könnteich vermutlich keine mehr aus dem Stegreif rezitieren.(Lacht.)Dania Kambly, war immer klar,dass Sie die Nachfolge Ihres Vatersübernehmen würden?Dania Kambly: Ich konnte es mir immervorstellen, meine Eltern wollten aber bewusstnicht, dass ich mich zu früh festlege. Sie habenmich immer darin gefördert, in die Welt hinauszugehenund selbst herauszufinden, was mirentspricht und was ich machen will. Ich habedeshalb auch in verschiedenste Unternehmenund Geschäftsbereiche hineingeschnuppert, bevorich mich 2011 entschieden habe, bei Kamblyin den Verwaltungsrat einzusteigen.Nils Kambly, Sie kamen durch IhreEhefrau in den Kambly-Betrieb.War das am Anfang schwierig für Sie,als «Ehemann von» ins Familienunternehmeneinzusteigen?Nils Kambly: Klar war das zu Beginn für micheine grosse Sache – mit deutschem Akzent undnicht aus der Region stammend –, in den Familienbetriebeinzusteigen. Da ich vorher ausschliesslichin der Westschweiz gelebt hatte,war ich auch mit dem hiesigen Dialekt nochnicht vertraut. Aber ich bin unglaublich herzlichempfangen worden. Zudem bin ich nichtgleich in meiner heutigen Funktion gestartet,sondern habe über einige Jahre in anderenAbteilungen gearbeitet, sodass ich Schritt fürSchritt hineinwachsen konnte. Heute fühle ichmich absolut heimisch sowohl bei Kambly alsauch im Emmental – und verstehe 95 Prozentder berndeutschen Ausdrücke. (Lacht.)Welche Vor- und Nachteile hatdie Zusammenarbeit als Ehepaar?In der Schauconfiserie in Trubschachen werden täglich frische Köstlichkeiten aus Schokoladehergestellt.Dania Kambly: Ein grosser Vorteil ist, dassman zusammen etwas gestalten kann. Schwierigkann hingegen sein, Privates und Beruflicheszu trennen. Da helfen uns unsere Kinder– wenn wir nach Hause kommen, konzentrierenwir uns auf sie. Am Wochenende versuchenwir, abzuschalten und uns auf unserPrivatleben zu konzentrieren. Ich gebe aberzu, manchmal besuchen wir in den Ferien maleinen Geschäftspartner oder Lieferanten, wennwir gerade in der Nähe sind. (Lacht.) Das istaber kein Zeichen von Belastung, sondern vonBegeisterung. Wir leben für das, was wir tun.Nils Kambly: Ich finde es unglaublich bereichernd,eine Partnerin zu haben, mit der ichalles teilen, jede Fragestellung diskutieren undmich austauschen kann. Natürlich kommt esvor, dass wir abends oder am Wochenende etwasGeschäftliches besprechen. Das muss abernicht zwingend negativ sein, im Gegenteil –manchmal kommen uns die besten Ideen aufeiner Wanderung.Wer hat das letzte Wort,wenn Sie sich nicht einig sind?Nils Kambly: Wir werden uns einig. (Lacht.)Dania Kambly: In gewissen Unternehmensbereichenist Nils der Experte, da überlasse ichihm die Entscheidung, weil ich seiner Expertisevertraue, bei anderen ist es umgekehrt. StrategischeEntscheide werden aber immer von unsbeiden gefällt und getragen. Bei unterschiedlichenStandpunkten diskutieren wir tatsächlichso lange, bis wir eine gemeinsame Lösungfinden. ●«Wir sindkeine IT-Firma,sondernkonzentrierenuns aufsBacken. DasEndergebnissoll immer soschmecken,als wäre eshandgemacht.»Nils Kambly02/2025 33Meine FIRMA