INTERNATIONALISIERUNGFotos: Gian Ehrenzellerzu durchblicken. Das starke globale Netzwerkund Know-how von S-GE war da sehr hilfreich.»Heute ist Allegra mit sechs Schwesterfirmen invier Ländern unterwegs, Tendenz steigend. AnderenKMU rät Balsiger trotzdem, realistisch andie Expansion heranzugehen: «Eine fundierteMarktabklärung im Vorfeld ist sehr wichtig,und wenn man mit einem Partner zusammenarbeitet,muss das menschlich wirklichgut harmonieren, sonst klappt es nicht. Und:Es braucht oft mehr Zeit und Geduld als angenommen,um ein Unternehmen im Ausland zugründen und auf ein operatives Level zu kriegen.Das sollte man nicht unterschätzen.»Wachsen ohne KulturverlustSich bewusst zur Expansion ins Ausland entschlossenhatte sich 2020 auch die PHIOS AG.Das Liechtensteiner Software- und Beratungsunternehmenmit Sitz in Ruggell war über dieJahre hinweg stetig gewachsen und hat vielegrosse, internationale Player in seinem Kundenportfolio.«Wir wollten die Marktchancennutzen, um weiter zu wachsen», erzählt LuciaStuder, Mitgründerin und CFO. Während Coronarichtete sich das Unternehmen neu ausund entschloss sich zu einem dezentralenDie PHIOS AG berät IndustrieundGewerbeunternehmenauch bei Energie- und Nachhaltigkeitsthemen.Wachstum mit einem zusätzlichen Standortim Ausland. «Auf der einen Seite mussten wirwachsen, um den Kundenbedürfnissen gerechtzu werden, auf der anderen Seite ist uns unserefamiliäre und freundschaftliche Unternehmenskultursehr wichtig. Hätten wir einfachunseren Standort in Ruggell vergrössert, hättenwir umfangreiche Massnahmen auf Kostenunserer Werte und unserer Kultur ergreifenmüssen. Also entschieden wir uns für die Eröffnungvon dezentralen Standorten, damitwir unsere Unternehmenskultur in kleinen,lokalen Teams weiterleben und gleichzeitig dieSchlagkraft unserer Firma erhöhen konnten»,erklärt Lucia Studer den Schritt.Zwei mögliche Standorte evaluiertAuch PHIOS wurde beim Markteintritt vonS-GE unterstützt. «Wir haben gemeinsam mitS-GE evaluiert, welche Länder für unserenneuen Standort in Frage kommen. Entscheidendwaren Kriterien wie die Verfügbarkeitvon Fachkräften, wirtschaftliche Stabilitätund Lohnentwicklung, aber auch kulturelleUnterschiede, die Erreichbarkeit von Ruggellaus oder die Lebensqualität», sagt LuciaStuder. Ihre Wahl fiel schliesslich auf Spanien.Meine FIRMA328 02/2025
INTERNATIONALISIERUNG«Die grösste Herausforderung war die Bürokratie. Bankgeschäfte oderSteuerangelegenheiten werden in Spanien ganz anders gehandhabt.»Lucia Studer, PHIOS, Mitgründerin und CFOGemeinsam mit einem durch S-GE organisiertenBegleiter reisten Lucia Studer und ihre beidenGeschäftspartner im Anschluss vor Ort,um sich ein Bild zu machen. «Wir konnten zweimögliche Standorte evaluieren und uns zumErfahrungsaustausch mit Schweizer IT-Unternehmentreffen. Ausserdem kam es zu interessantenKontakten mit Behörden und Universitäten,die uns durch S-GE vermittelt wurden»,so die Unternehmerin. PHIOS entschied sichschliesslich für den Standort Valencia. «Wirhatten das grosse Glück, dass einer unserer Mitarbeitendenursprünglich aus Spanien stammt.Er erklärte sich bereit, die ersten 18 Monatevor Ort den Standort aufzubauen und die erstenMitarbeitenden einzustellen. Das war sehrwertvoll, da wir dadurch jemanden vor Orthatten, der sich mit den lokalen Gegebenheitenauskennt, die Sprache perfekt spricht undgleichzeitig unsere Unternehmenswerte undunsere Philosophie in das neue Team vor Orteinbringen konnte.»Kommunikation ist zentralTrotzdem sei die Expansion nicht ohne Hindernissevonstattengegangen, sagt Lucia Studerrückblickend. «Neben Corona war diegrösste Herausforderung die Bürokratie. Bankgeschäfteoder Steuerangelegenheiten werdenin Spanien ganz anders gehandhabt alsbei uns.» Und auch die Sprachbarriere unddie kulturellen Unterschiede sollte man nichtunterschätzen, wie sie sagt. Zudem müsseman als Geschäftsleitung viel mehr Wert aufdie Kommunikation legen: «Kommunikation,Transparenz und Wertschätzung sind uns extremwichtig. Alle sollen sich wohlfühlen, egalan welchem Standort sie arbeiten. Das ist abereine grosse Herausforderung. Wir führen regelmässigvirtuelle Townhalls durch, erstellenBulletins mit aktuellen Infos unserer Servicesund Standorte und veranstalten regelmässigeSummits, bei denen sich unsere Mitarbeitendentreffen. Dort stehen jeweils Teambuildingund der gemeinsame Austausch im Zentrum.»Den Aufwand nicht unterschätzenHeute arbeiten sieben Mitarbeitende am Standortin Valencia, das Team wird aufgrund derguten Auftragssituation weiter vergrössert. Zudemhat PHIOS ein zusätzliches CompetenceCenter in Wien aufgebaut und beschäftigt dortebenfalls zwei Mitarbeitende, Tendenz steigend.Lucia Studer und ihre beiden Geschäftspartnerreisen regelmässig an die beiden Standorte,Meine FirmaPHIOS ist ein inhabergeführtesSoftware-Ingenieurbüround kompetenter Partner fürConsulting und Entwicklungvon Software-Systemen inIndustrie- und Gewerbeunternehmen.Das 2007 gegründeteUnternehmen mitStandorten in Liechtenstein,Österreich und Spanienbeschäftigt heute knapp50 Mitarbeitende.PHIOS.group5 Fragen an …… Alberto Silini,Senior Director RegionalConsultants EMEAbei Switzerland GlobalEnterpriseAlberto Silini, welche Voraussetzungenmüssen füreine erfolgreiche Internationalisierunggegebensein?Die richtige Markteinschätzung,genügend Zeit undKapital sind entscheidendbei Exportplänen. Um Fehltrittezu vermeiden, brauchtes eine umfassende Vorbereitung.arbeiten vor Ort mit den Teams und gehen imAnschluss zum gemeinsamen Feierabendbier,um den persönlichen Kontakt zu pflegen. Rückblickendwürde sie den Schritt wieder wagen,sagt aber auch: «Man sollte sich die Expansiongenau überlegen. Das ist mit viel Aufwand undKosten verbunden. Wir sind in der ersten Euphoriedavon ausgegangen, dass wir alle zweiJahre einen neuen Standort eröffnen. Das habenwir relativ schnell wieder ad acta gelegt, weiles aufwand- und kostentechnisch nicht sinnvollist.» Ihr Ratschlag an alle Unternehmen, dieeine Expansion planen: «Holt euch kompetenteUnterstützung. Ein kompetenter Partner in derExpansion und ein gutes Netzwerk vor Ort mitvertrauenswürdigen Kontakten sind sehr hilfreich.»●Was sind die erstenSchritte?Als Erstes sollten Sie einefundierte Marktanalyse erstellen.Gibt der Markt genügendPotenzial her? Bestehtein latentes Bedürfnis nachIhrem Produkt? Wie sieht dieKonkurrenzsituation aus?Darüber hinaus ist es elementar,sich schnell mit denRegulatorien vertraut zu machen.Die Zollbestimmungensollte man ebenfalls kennen– heute wichtiger denn je.Und dann müssen Sie sichüberlegen, mit welcherStrategie und welchem VertriebsmodellSie den Markterschliessen wollen.Wo sehen Sie die grösstenHürden?Es gibt leider mittlerweileeinen Hang zum Protektionismus.Immer mehr Märkteschotten sich ab und verschärfenihre Regulatorienfür ausländische Zulieferer,um die eigene Wirtschaft zuschützen. Der Trend ist aktuelldurch die USA stark inden Medien vertreten, aberschon seit mehreren Jahrenerkennbar. Für Exporteure,die immer fragmentierterenBestimmungen ausgesetztsind, wird der ganze Exportzunehmend komplizierter.Ein Misstritt kann einhohes Bussgeld nach sichziehen, oder man wird imschlimmsten Fall auf eineBlacklist aufgenommen.Das darf man nicht unterschätzen.Gibt es Märkte, die sichleichter erschliessen lassenals andere?Das hängt stark von derBranche und vom Produktoder von der Dienstleistungab. Tendenziell sind diejenigenMärkte, die logistischnahe gelegen sind und übereinen ähnlichen Kulturkreisverfügen, etwas wenigerkomplex zu erschliessenals Märkte auf der anderenSeite der Welt, derenPreissensivität vielleichtnicht kompatibel mit unsererQualität ist. Deshalbempfehlen wir, die erstenExportversuche in Kontinentaleuropazu machen.Wie unterstützt die S-GEbei Exportvorhaben?Auf unserer Website bietenwir Checklisten und Online-Tools wie die Zolldatenbank,das Cockpit zur Analysedes Exportpotenzialsoder die digitale Exporthilfe.Dort finden Sie aucheine Übersicht unserer Informationsveranstaltungenund Webinare, zudem kannjedes KMU eine kostenloseBeratung in Anspruch nehmen.Dafür setzt man sicham besten direkt mit derjeweiligen Länderexpertinauf unserer Website in Verbindungund vereinbart einunverbindliches Gespräch.Foto: zVg02/202529Meine FIRMA
Laden...
Laden...
Stay in touch