KREISLAUFWIRTSCHAFT Mit gutem Beispiel voran In Sachen Recycling macht der Schweiz so schnell keiner was vor; in Sachen Kreislaufwirtschaft haben wir dagegen noch jede Menge Luft nach oben. Drei Unternehmen zeigen, wie man mit Weitsicht und einer innovativen Geschäftsidee aus dem linearen Wirtschaftsmodell in ein zirkuläres Ökosystem gelangen kann. Text Melanie Ade Fotos Dan Cermak Meine Firma Mit dem Ziel, lokalen und gesunden Fisch zu produzieren, wurde die LocalFish AG 2020 von sechs Gründern ins Leben gerufen. Das Unternehmen kann mit seinen Indoor-Kreislaufanlagen in Rafz, Bischofszell und Lyss die gesamte Wertschöpfungskette von der Aufzucht bis zur Vermarktung alles unter einem Dach bieten und nimmt damit eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Fischzucht ein. LocalFish beschäftigt heute rund 20 Mitarbeitende. localfish.ch Am 27. Juli 2023 ist Earth Overshoot Day. Damit wird der Tag bezeichnet, an dem die Menschheit alle biologischen Ressourcen verbraucht hat, welche die Erde während des gesamten Jahres zur Verfügung stellen kann. Oder anders gesagt: Ab Ende Juli betreiben wir Raubbau an unserem Planeten. Fand der sogenannte «Welterschöpfungstag» 1961 noch im Dezember statt, rückte er in den letzten Jahren kontinuierlich nach vorne. Und ein Ende ist nicht in Sicht. «Die Folgen der sich beschleunigenden Klimaerwärmung, des historisch einmaligen Ressourcenabbaus sowie der zunehmenden Zerstörung ganzer Ökosysteme haben verheerende Auswirkungen auf unsere Umwelt, und darauf muss endlich reagiert werden», findet Prof. Dr. Karolin Frankenberger von der Universität St. Gallen klare Worte. Zwar gilt die Schweiz als Weltmeisterin in Sachen Recycling, der Schein trügt jedoch, so die Leiterin des Kompetenzzentrums Circular Economy: «Herr und Frau Schweizer produzieren immer noch zwei Kilogramm Siedlungsabfall pro Person und Tag – eine absurde Menge.» Die Schweiz sammelt zwar fleissig PET, Aluminium, Glas und biologische Abfälle – bei der Wiederverwertung von Produkten und der Vermeidung von Abfall haben wir aber noch viel Potenzial. Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: So findet der Overshoot Day der Schweiz bereits am 13. Mai statt, damit liegen wir im globalen Ländervergleich deutlich auf den hinteren Rängen. Zukunftsweisendes Handeln ist gefragt Karolin Frankenberger beschäftigt sich seit Jahren mit der Thematik und sieht nur einen Ausweg aus der Ressourcenverschwendung: die Kreislaufwirtschaft. Sie ist sich sicher: «Unternehmen, die als Teil eines zirkulären Ökosystems agieren, können zukunftsweisend auf die sich verändernden Umweltprobleme reagieren. Es gilt, die gesellschaftspolitischen und ökologischen Veränderungen zu erkennen und mit neuen Geschäftsmodellen ressourcen- Die Expertin Karolin Frankenberger ist Professorin für Strategisches Management und Innovation an der Universität St. Gallen und leitet dort auch das Kompetenzzentrum Circular Economy. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Themen Geschäftsmodellinnovation, kreislauffähige Geschäftsmodelle und Innovations-Ökosysteme, und wurde mehrfach ausgezeichnet. ▶ Meine FIRMA 8 02/2023
KREISLAUFWIRTSCHAFT Oben: In riesigen Fischtanks wachsen die Jungtiere heran. Für eine artgerechte Haltung sind die Lagerhallen abgedunkelt. Links: Er weiss, was Fische wollen – LocalFish-CEO Tom Adler. Unten: Bei LocalFish wird grosser Wert darauf gelegt, dass die Tiere genügend Freiraum haben. 02/2023 9 Meine FIRMA
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