NACHHALTIGE MOBILITÄT Nachhaltig unterwegs: Martin Kyburz, Gründer und CEO der KYBURZ Switzerland AG. Grüne Mobilität statt grauer Energie Meine FIRMA 14 02/2023
NACHHALTIGE MOBILITÄT Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, sind innovative Lösungen gefragt. Im Mobilitätssektor können durch Recycling und Reparatur von Fahrzeugteilen CO 2 -Emissionen gesenkt und Ressourcen geschont werden. Die KYBURZ Switzerland AG und die Aarauer Carrosserie Werke zeigen, wie es geht. Text Marion Fehr Fotos Marco Vara Sie sind nicht nur im ganzen Land bekannt, sondern schonen auch die Umwelt: die gelben Zustellfahrzeuge der Schweizerischen Post. Gebaut hat sie Martin Kyburz, Gründer und CEO der KYBURZ Switzerland AG. Der studierte Elektroingenieur interessiert sich seit jeher für Umweltschutz und Nachhaltigkeit – bereits im Jahr 1991 hat er ein Solarmobil entwickelt. «Ich finde es tragisch, zu sehen, wie sich die Natur verändert. Als Techniker fühle ich mich geradezu verpflichtet, mein Wissen für den Klimaschutz einzusetzen», sagt er. Revolutionäres Batterierecycling In der Mobilität liegt enormes Potenzial zur Reduktion der CO 2-Emissionen und damit zur Erreichung des Netto-null-Ziels, das sich die Schweiz bis 2050 gesetzt hat. Mehr als 30 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der Schweiz werden durch den Verkehr verursacht (ohne Luft- und Schiffsverkehr). Doch Martin Kyburz versteht, dass die Menschen leben und geniessen wollen. Deshalb glaubt er nicht, dass strikter Verzicht, rigorose Sparsamkeit oder gar Verbote zum Ziel führen. Vielmehr seien innovative Technologien für einen wirksamen Klimaschutz entscheidend, ist er überzeugt. Bestes Beispiel dafür ist das neuartige Recyclingverfahren für Lithium-Ionen-Batterien. «Für mich ist die Kreislaufwirtschaft der Schlüssel zum Erfolg», sagt Martin Kyburz.«Ich war konsterniert, weil beim bisherigen Recyclingprozess von Batterien nur ein Bruchteil der Rohstoffe wiedergewonnen werden konnte, der Rest landete im Müll.» Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er ein umweltschonendes Verfahren, das es möglich macht, gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien in ihre reinen Bestandteile zu zerlegen. Dadurch können 91 Prozent der Rohstoffe zurückgewonnen und für die Produktion neuer Batterien verwendet werden. Damit sie sich möglichst weit verbreitet, hat Martin Kyburz die Erfindung nicht patentieren lassen. So arbeiten bereits verschiedene Unternehmen daran, das Recyclingverfahren für ihre Batterien anzuwenden. Bessere Ökobilanz dank zwei Lebenszyklen Zurück zu den gelben Postwägeli. Diese durchlaufen in der Regel zwei Lebenszyklen. Nach der ersten Nutzungsdauer von durchschnittlich neun Jahren können fast alle Bestandteile der emissionsfreien Fahrzeuge wieder verwendet werden und die Elektromobile als soge- Meine Firma Die KYBURZ Switzerland AG wurde 1991 von Martin Kyburz gegründet und befindet sich in Freienstein bei Zürich. Als KMU mit über 170 Mitarbeitenden entwickelt und produziert sie qualitativ hochstehende Elektrofahrzeuge für Zustellund Industriebetriebe sowie für Privatpersonen. Weltweit sind über 25’000 KYBURZ- Fahrzeuge im Einsatz; das bekannteste Modell, der KYBURZ DXP, prägt als Zustellfahrzeug der Post mittlerweile das Schweizer Strassenbild. kyburz-switzerland.ch Die berühmten Postwägeli der KYBURZ Switzerland AG fahren nicht nur umweltschonend, sondern auch mit recycelten Batterien. nannte Second-Life-Fahrzeuge erneut durch die Schweiz düsen. «Entscheidend ist, dass die Fahrzeuge und ihre Komponenten bereits so entwickelt und gebaut werden, dass sie nach dem ersten Lebenszyklus einfach zerlegt und neu instandgesetzt werden können», erklärt Martin Kyburz. Dabei wird auch die Batterie einem Test unterzogen: Befindet sie sich in einem guten Zustand, bleibt sie im Fahrzeug. Wenn nicht, wird geprüft, ob sie als Energiespeicher für den Hausgebrauch geeignet ist. Ist auch das nicht der Fall, gehen die Batterien in den Recyclingprozess – der Kreislauf schliesst sich. Insgesamt reduziert sich die graue Energie der Fahrzeuge damit um 65 Prozent. Zweites Leben für beschädigte Autoteile Möglichst wenig wegwerfen, möglichst viel reparieren: Nach diesem Credo arbeiten auch ▶ 02/2023 15 Meine FIRMA
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