KREISLAUFWIRTSCHAFT «Im Zentrum unseres Tuns steht die Mission Kreislauf, als Alternative zur Kurzsichtigkeit des linearen Wirtschaftsmodells.» Valentin Fisler, CEO Mr. Green Meine Firma Mit einem Haufen Elan und der Überzeugung, dass Recycling auch einfacher geht, starteten vier Studenten 2010 den Recycling-Service Mr. Green. Heute hat das inzwischen zehnköpfige Team den Service weiter ausgebaut und bietet neben dem Recycling-Abo nicht nur einen Webshop mit nachhaltigen Alltagsprodukten, sondern hat mit Mr. Green Enterprise einen umfassenden Service von der Abfallanalyse bis zum kompletten Recycling-Konzept für Unternehmen ab 100 Mitarbeitende lanciert. mr-green.ch einer neuen Abfallverordnung kontaminiertes Material nicht mehr einfach deponiert werden konnte. Während andere Unternehmen sich über die strengeren Regulatorien beklagten, nutzte man bei Eberhard die Chance, baute die grösste Bodenwaschanlage Europas und erschloss sich damit ein neues Geschäftsfeld. Über die Jahre kamen weitere Anlagen hinzu, alle mit dem Ziel, die Materialien aus dem Rückbau wiederaufzubereiten und als erstklassige Baustoffe zurück in den Kreislauf zu führen. Mit der Inbetriebnahme ihres Aufbereitungszentrums für Bauabfälle und der eigenen Betonproduktion für Sekundär-Rohstoffe kann Eberhard heute die gesamte Wertschöpfungskette abdecken und innerhalb eines eigenen zirkulären Ökosystems agieren. Auf die Frage nach der unternehmerischen Motivation antwortet Patrick Eberhard: «Nur weil ein Geschäftsmodell heute funktioniert, muss das nicht bedeuten, dass es morgen noch erfolgreich ist. Als Unternehmer musst du die Dinge selbst in die Hand nehmen und nicht einfach abwarten, bis ein anderer deine Probleme löst.» Diese Einstellung teilt Karolin Frankenberger: «KMU tun gut daran, das Thema Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft als Chance zu sehen und sich zu überlegen, wie sie ihre eigenen Prozesse und Geschäftsmodelle entsprechend verändern können. Heute bietet unternehmerische Nachhaltigkeit noch einen strategischen Wettbewerbsvorteil und ein spektakuläres Entwicklungspotenzial. Firmen, die den Zeitpunkt verpassen und im Nachhinein nur noch auf Regulatorien reagieren müssen, werden hingegen die grossen Verlierer sein.» Von der Bieridee zum Weltverbesserer Der strategische Wettbewerbsvorteil war nicht die Idee, die Valentin Fisler bei der Gründung seines Unternehmens antrieb. Das Thema Nachhaltigkeit umso mehr. Es war das Jahr 2009, und in der Studenten-WG der vier Freunde stapelten sich wie immer haufenweise Altglas und Dosen auf dem Balkon. Ein Blick auf die umliegenden Balkone zeigte, dass auch andere dieses Problem hatten. «Daraus entstand die Idee, einen Abo-Service aufzuziehen für all jene, denen die Zeit für Recycling fehlt», erklärt Fisler. Nur drei Monate später gründete das Quartett Mr. Green – und musste merken, dass der Markt nicht auf sie gewartet hatte. «Jeder, der von unserer Idee hörte, fand unser Konzept super – nur bezahlen wollte keiner dafür», zieht der heutige CEO im Nachhinein Bilanz. Dass Mr. Green zwar auf offene Ohren, aber nicht gleich auf offene Portemonnaies stiess, schreckte seine Gründer aber nicht ab, sondern motivierte sie, ihr Geschäftsmodell zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. «Wir sind überzeugt, dass wir als Gesellschaft unseren Lebensstil ändern und sorgfältiger mit unseren Ressourcen umgehen müssen, wenn unsere Enkel eine Zukunft haben wollen», betont Valentin Fisler. Und die Beharrlichkeit der vier Gründer zahlte sich aus: Heute gehören rund 10’000 Haushalte und Firmen zu den Kundinnen und Kunden von Mr. Green. Dennoch ist der Recycling-Service nicht einfach eine Luxus- Dienstleistung für Faule, wie der 36-Jährige betont: «Zum einen kann man bei uns auch Wertstoffe wie Getränkekartons, Korkzapfen oder Plastiktüten entsorgen, die sonst im Abfall landen würden, zum anderen hat Mr. Green auch einen sozialen Unternehmenszweck: Die Abholung und Sortierung der Wertstoffe geschieht überwiegend durch lokale Institutionen, die Menschen mit Beeinträchtigungen oder schwierigem Lebenslauf beschäftigen.» Recycling-Konzepte für Firmen Neben dem Recycling-Service hat Mr. Green das Angebot entlang den Grundsätzen «Reduce, Reuse und Recycle» weiter ausgebaut: So betreibt das Unternehmen einen eigenen Webshop, in dem rund 400 umweltverträgliche Alternativen zu nützlichen Haushaltsgegenständen klimafreundlich eingekauft werden können. Zudem bietet Mr. Green seit August 2022 als erster Anbieter ein Kunststoff-Recycling an. «Beim Detailhändler können bisher nur die gängigen PET- und PE-Flaschen recycelt werden, der restliche Kunststoff wandert weiterhin in den Abfall. Dabei könnten 65 Prozent des Mischkunststoffs aussortiert und sortenrein recycelt werden; hier leisten wir also Pionierarbeit.» Darüber hinaus bietet Mr. Green seit Kurzem einen interessanten Service für Unternehmen. «Für Firmen ab 100 Mitarbeitende sind massgeschneiderte Recycling-Konzepte un verzichtbar. Mit unserem Enterprise-Service bieten wir von der Analyse über das Konzept bis zur effektiven Umsetzung individuell zugeschnittene Recycling-Lösungen für Firmen. Damit die Mitarbeitenden und die Umwelt glücklich sind», lacht Valentin Fisler. ● Meine FIRMA 12 02/2023
KREISLAUFWIRTSCHAFT Oben: Mr. Green holt die gesammelten Wertstoffe zu Hause ab und recycelt sie. Rechts: Den Sack auf, aber kein Brett vor dem Kopf – beim Thema Recycling macht Mr. Green-CEO Valentin Fisler keiner was vor. Unten: In den auffälligen Mr. Green- Bags können 14 Wertstoffe gesammelt und recycelt werden. 02/2023 13 Meine FIRMA
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