Aufrufe
vor 1 Jahr

Meine Firma 2/2022

  • Text
  • Thema
  • Weiterbildung
  • Befragten
  • Studie
  • Personen
  • Schweizer
  • Mitarbeitende
  • Schweiz
  • Mitarbeitenden
  • Unternehmen
Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

Wenn Jung und

Wenn Jung und Altmiteinander können,floriert das GeschäftDie anstehende Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation und derzunehmende Fachkräftemangel bringen KMU dazu, vermehrt in die eigeneArbeitgeberattraktivität zu investieren. Das sogenannte Generationenmanagementkann aber noch mehr. Sinnvoll angewendet, profitieren sowohl Arbeitnehmendeals auch Unternehmen, wie das Beispiel Lenzlinger Söhne AG zeigt.Text Mirjam Eberhard Fotos Marco VaraPersonalleiterin NicoleSteiger von der LenzlingerSöhne AG setzt auf flexiblePensionierungsmodelle.Meine FIRMA26 02/2022

GENERATIONENMANAGEMENTZehn Personen in Schlüsselpositionenwerden im umsatzstärkstenGeschäftsbereich «Doppelböden»bei der Lenzlinger Söhne AG, die imAusbaugewerbe und Eventgeschäfttätig ist, innerhalb von nur fünf Jahren pensioniert.Für Nicole Steiger, die Personalleiterinder Lenzlinger Söhne AG, ist es essenziell, dassdas angesammelte Fachwissen der älteren Mitarbeitendennicht plötzlich weg ist. «Neben denvielen Abgängen innert kurzer Zeit haben wirdie zusätzliche Herausforderung, dass es keinespezifische Ausbildung für den Bereich gibt;die Mitarbeitenden müssen im Job selber angeleitetwerden», erklärt sie. Ihre Lösung für dieProblematik: flexible Pensionierungsmodelle.«Bei unseren Mitarbeitenden ist es inzwischenüblich, dass sie in einem Teilzeitpensum angestelltbleiben. Beispielsweise betreut jemandnoch bestimmte Kunden, zu denen ein vertiefterKontakt besteht, oder bestimmte Bereiche,wo grosses Spezialwissen vorhanden ist. Nachund nach findet dann eine Übergabe statt anjüngere Mitarbeitende, und innerhalb wenigerJahre läuft das Ganze meist natürlich aus», soihre Erfahrung.Für Unternehmen sind solche flexiblen Pensionierungslösungeneine gute Möglichkeit,um den Know-how-Transfer von altgedientenMitarbeitenden an die jüngere Generation sicherzustellenund zudem die Schwierigkeitenabzufangen, die sie immer häufiger bei der Rekrutierungvon qualifiziertem Personal haben– Stichwort Fachkräftemangel.Mehr Pensionierte bleiben erwerbstätigDoch aus Sicht von Nicole Steiger profitiert nichtalleine das Unternehmen. Ihrer Erfahrung nachschätzen es die Mitarbeitenden selber, nicht einenabrupten Schnitt zu erleben, sondern nachund nach sanft in den Ruhestand zu gleiten.«Sie werden nach wie vor gebraucht, haben eineAufgabe und können ihre Hobbys neben demArbeiten langsam ausbauen», sagt sie. Etwa80 Prozent der Mitarbeitenden arbeiten bei derLenzlinger Söhne AG inzwischen über das offizielleRuhestandsalter hinaus, schätzt sie.«Bei unserenMitarbeitendenist esinzwischenüblich, dasssie in einemTeilzeitpensumangestelltbleiben.»Nicole Steiger, PersonalleiterinLenzlinger Söhne AGMeine FirmaDie Lenzlinger Söhne AGmit Hauptsitz in Nänikon imZürcher Oberland erbringtDienstleistungen in denBereichen Doppelböden,Bodenbeläge, Metallbau undZeltvermietung; sie betreibtzudem drei Tankstellen inder Region. Das Unternehmenwurde 1862 gegründetund ist noch heute in fünfterGeneration im Familienbesitz.Es beschäftigt rund200 Mitarbeitende.lenzlinger.chIm Vergleich zum gesamtschweizerischenSchnitt ist diese Quote hoch, doch auch dortist die Tendenz steigend. Gemäss dem Bundesamtfür Statistik war 2020 jede sechste 65- bis74-jährige Person (17,8%) nach Erreichen desgesetzlichen Rentenalters noch auf dem Arbeitsmarktaktiv – 2005 lag der Anteil noch bei12 Prozent.«Arbeitnehmende sind heutzutage offen, auchnach der Pensionierung weiterzuarbeiten», bestätigtauch Dr. Anina Hille, die an der HochschuleLuzern zum Thema Generationenmanagementforscht. Würden flexible Arbeitsmodellezum Standard, würde sich die Quote von arbeitendenSeniorinnen und Senioren schnell weitererhöhen, ist sie überzeugt. Aus ihrer Sichtsollten Unternehmen ihren Mitarbeitenden sooder so mehr Flexibilität ermöglichen, ihre Erwerbstätigkeitan ihren Bedürfnissen und ihrerWork-Life-Balance auszurichten, beispielsweise,indem sie ihnen Sabbaticals oder Teilzeitarbeitermöglichen. «Die intrinsische Motivationbleibt so erhalten, dazu kommt, dass Personenbei der Pensionierung nicht schon völlig ausgebranntsind», erklärt sie.Generationenmanagement hilft, Know-how-Transfer sicherzustellenDie Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst zunehmen und darauf einzugehen, ist einer derwesentlichen Aspekte des sogenannten Generationenmanagements.«Unternehmen stellensich dabei die Frage, wie sie verschiedenenGenerationen von Arbeitnehmenden optimaleArbeitsbedingungen bieten können», erklärtAnina Hille den Begriff.Die Dozentin an der Hochschule Luzern forschtseit 2017 zum Thema und weiss, dass es nochselten ist, dass KMU wie Lenzlinger Söhne AGsich aktiv mit dem Thema auseinandersetzenund entsprechende Massnahmen in Angriffnehmen. Aus ihrer Sicht sollte sich das ändern.«KMU sind vom Fachkräftemangel stark betroffen.Sie beschäftigen zwei Drittel aller Arbeitnehmendenin der Schweiz. Es liegt in ihremInteresse, für Arbeitnehmende der jüngerenGeneration attraktiv zu sein und gleichzeitig▶02/2022 27Meine FIRMA