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Meine Firma 1/2023

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INTERVIEW FRANZISKA

INTERVIEW FRANZISKA MARKETINGBARMETTLER Die Leiterin Nachhaltigkeit der IKEA Schweiz, Franziska Barmettler, ist überzeugt, dass erschwingliche Produkte und Nachhaltigkeit durchaus zusammenpassen. «Jeder Beitrag zählt, im Grossen wie im Kleinen» Als Leiterin Nachhaltigkeit bei IKEA Schweiz trimmt Franziska Barmettler den Möbelriesen auf einen bewussteren Umgang mit Ressourcen. Denn Nachhaltigkeit dürfe kein Luxus sein, lautet ihr Credo. Interview Anna Ehrensperger Fotos Marco Vara Meine FIRMA 30 01/2023

INTERVIEW FRANZISKA BARMETTLER Frau Barmettler, IKEA wird allgemein als Billig-Möbelhersteller wahrgenommen. Wie passen erschwingliche Produkte und Nachhaltigkeit zusammen? Können preiswerte Möbel tatsächlich nachhaltig sein? In der Schweiz herrscht tatsächlich die Meinung vor, dass etwas, das günstig ist, nicht nachhaltig sein kann. Wir möchten das Gegenteil beweisen. Nachhaltigkeit sollte schliesslich für alle zugänglich und erschwinglich sein und nicht nur für jene, die sich aktiv dafür interessieren oder sich Teures leisten können. Wir möchten daher unser ganzes Sortiment nachhaltig gestalten. Wie gehen Sie dies konkret an? Nachhaltigkeit hat doch einfach einen gewissen Preis. Zum einen können wir aufgrund unserer Grösse günstigere Preise im Einkauf von Materialien erzielen. IKEA gehört zum Beispiel zu den grössten Abnehmern von recyceltem Polyester, das verschafft uns entsprechende Verhandlungsmöglichkeiten. Zum andern setzen wir bei der Produktgestaltung seit jeher auf das sogenannte «Democratic Design». Das bedeutet, dass unsere Designerinnen und Designer von Anfang an den Grundauftrag erhalten, neben Form, Funktionalität und Qualität auch die Nachhaltigkeit und den Preis mit einzubeziehen. Können Sie ein Beispiel nennen? Zur Ablösung der konventionellen Glühbirnen erhielten unsere Designer den Auftrag, eine LED-Glühbirne zu entwickeln, die nicht mehr als 1 Euro kostet. Zu Beginn dachten sie, das sei gar nicht möglich, sie haben es dann aber doch geschafft. Natürlich klappt das nicht immer, aber das ist die Grundhaltung, mit der wir an jede Produktentwicklung herangehen. Sie setzen sich zum einen beruflich für mehr Nachhaltigkeit ein, zum andern sind Sie auch politisch aktiv. Seit wann beschäftigt Sie das Thema persönlich? Irgendwie war es schon immer so. Meine Eltern haben schon darauf geachtet, dass wir zu Hause nur saisonale, einheimische Früchte und Gemüse kauften. Das hat mich sicher geprägt. Ich habe früh gemerkt, dass es auch im Kleinen und Alltäglichen darauf ankommt, bewusste Entscheidungen zu treffen. Als es um die Studienwahl ging, habe ich mich für Volkswirtschaft entschieden, weil ich auch die grösseren Zusammenhänge verstehen wollte. «Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen etwas im Bereich Nachhaltigkeit tun kann.» Kurz und knapp Mein Motto «Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.» (Victor Hugo) Tägliches Ritual Am Morgen 5 Minuten meditieren und mich auf den Tag einstellen. Leibspeise Shakshouka. Lieblingsfach in der Schule Mathematik. Erster Job Kinderhüten. Ohne gehe ich nicht aus dem Haus Handy (leider). Auf diesen sozialen Kanälen bin ich Instagram, FB, Twitter und LinkedIn. Dabei schalte ich ab Beim Yoga oder in der Natur beim Joggen oder Wandern. Das kann ich nicht gut Nichtstun. gestellt. Heute ist die Einsicht, dass Wirtschaft und Umwelt auch Hand in Hand gehen und sich gegenseitig befruchten können, viel präsenter. Das ist sicher eine gute Entwicklung, reicht aber noch nicht. Uns läuft die Zeit davon, und die Politik ist leider oft etwas träge. Die Wirtschaft empfinde ich da als dynamischer. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen? Mit den modernen Technologien ist heute vieles schon möglich, um den Klimawandel zu begrenzen. Was jetzt zählt, ist der Zeitfaktor. Es muss zügig vorangehen, wenn wir die Trendwende schaffen wollen. Eine Halbierung der CO 2-Emissionen bis 2030 ist entscheidend. IKEA hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 ein klimapositives Unternehmen zu werden. Was heisst das genau? Klimapositiv heisst, dass wir mehr CO 2- Emissionen eliminieren, als wir in unserer gesamten Wertschöpfungskette ausstossen. Wie gehen Sie da konkret vor? Das Wichtigste ist, den eigenen CO 2-Ausstoss so weit wie möglich zu reduzieren, beispielsweise durch die Umstellung auf erneuerbare Energien. Zusätzlich gilt es, CO 2 aktiv der Atmosphäre zu entziehen und zu speichern, damit es nicht mehr klimaschädlich ist. Darüber hinaus wollen wir sowohl unseren Kundinnen und Kunden als auch Lieferanten und Partnern dabei helfen, weniger CO 2 zu verursachen. Alleine lässt sich der Klimawandel nicht bekämpfen. Es braucht möglichst viele, die am gleichen Strick ziehen. Was waren bei IKEA die wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre? Ein wichtiges Thema war die Förderung von erneuerbaren Energien, sowohl in der Herstellung und im Betrieb als auch in der Sortimentsgestaltung. Wir haben Solarpanels auf fast all unseren Einrichtungshäusern und bieten Solarpanels sowie auch Wärmepumpen für Privathaushalte an. Denn auch erneuerbare Energien sollten für alle erschwinglich sein. Daneben versuchen wir, unser ganzes Sortiment in den Einrichtungshäusern laufend nachhaltiger und energieeffizienter zu gestalten. Seit 2015 verkaufen wir nur noch LED- Glühbirnen und seit 2021 nur noch wiederaufladbare Batterien und keine Einwegbatterien. So ermöglichen wir vielen Menschen ein nachhaltigeres Leben zu Hause. Wo stehen wir aus Ihrer Sicht heute punkto Nachhaltigkeit in der Schweiz? Als ich 2008 anfing zu arbeiten, hat sich die Wirtschaft noch oft gegen stärkere Klimaziele Dahin würde ich auswandern Irgendwo ans Mittelmeer oder in eine Grossstadt. Sie fördern in Ihrem Unternehmen auch die Kreislaufwirtschaft. Wie muss man sich dies vorstellen? Auch hier gibt es verschiedene Ansätze. ▶ 01/2023 31 Meine FIRMA