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Meine Firma 1/2023

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TALENTMANAGEMENT

TALENTMANAGEMENT Nachwuchs am Start Sie interessieren sich nur für Gaming und Ausgang, früh aufstehen und hart arbeiten stehen nicht auf der Tagesordnung. Die Jugendlichen von heute sind verwöhnt und mit sich selbst beschäftigt, so das Klischee. Aber wie klappt es trotzdem mit den Lernenden? Wir haben nachgefragt. Text Melanie Ade Fotos Marco Vara Der Fachkräftemangel ist akut wie nie, die Arbeitslosenquote lag zuletzt vor zwanzig Jahren so tief. Für viele Branchen wird das zunehmend zu einem ernsthaften Problem, überall fehlt es an Personal. Umso wichtiger scheint es, den Nachwuchs im eigenen Betrieb zu fördern und die Fachkräfte von morgen aufzubauen. Wie aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) aber zeigen, schaffen bei weitem nicht alle Lernenden den Abschluss: 5889 Jugendliche fielen 2021 durch die Prüfung – das sind 8,2 Prozent. In vielen Handwerksberufen liegt die Quote gar bei 20 Prozent und mehr; den Spitzenplatz belegten die Lüftungsanlagebauer mit 42 Prozent. Doch woran liegt das? Generation Z – faul und unmotiviert? Die Branchenverbände und Medien sehen den Fehler bei den Lernenden selbst: Die heutigen Jugendlichen seien unmotiviert und lernfaul, es mangle ihnen an Pflichtbewusstsein und Disziplin. Völliger Blödsinn, meint hingegen Patrizia Hasler. Die Rektorin der Technischen Berufsschule Zürich hat zum Thema Lehrvertragsauflösungen im Bauhauptgewerbe eine nationale Studie durchgeführt und sich dabei intensiv mit den Rahmenbedingungen für eine «Man merkt schnell, wer für den Beruf brennt.» Simon Hugi, Kuster Gärten Meine Firma 1911 gegründet, sind die Kuster Gärten aus Mühleberg seit über 100 Jahren der kompetente Partner für Gartenbau, Gartengestaltung und Gartenpflege in Bern und Umgebung. 2010 durch das heutige Inhaberpaar Simon und Martina Hugi übernommen, beschäftigt das Unternehmen 42 Mitarbeitende, davon acht Lernende. kuster-gaerten.ch erfolgreiche Potenzialentfaltung von Lernenden auseinandergesetzt. Sie sagt: «Würden Jugendliche umsichtig gefördert, könnten die meisten ihre Lehre erfolgreich abschliessen.» Insbesondere in gewerblich-industriellen Berufen würden Auszubildende jedoch häufig als günstige Arbeitskräfte genutzt, anstatt sie seriös auf ihren Abschluss vorzubereiten. Dabei sei es gerade in dieser Branche zentral, den Nachwuchs zu fördern. «Durch den vorherrschenden Fachkräftemangel und die zunehmende Akademisierung wird es immer wichtiger, dass wir in handwerklichen Berufen solide Facharbeiter ausbilden, welche die Arbeiten auf einem qualitativ hohen Schweizer Standard ausführen», so die Expertin. Sie rät jedem Unternehmen, sich im Vorfeld gründlich zu überlegen, ob die nötigen Ressourcen und Fähigkeiten für die Ausbildung von Lernenden im Betrieb vorhanden sind. «Lernende auszubilden, ist insbesondere am Anfang der Lehre zeitintensiv und anstrengend, dessen muss man sich bewusst sein.» Erfolgserlebnisse gehören dazu Simon Hugi, Geschäftsführer und Verantwortlicher Berufsbildung der Kuster Gärten aus Mühleberg, ist sich dessen sehr bewusst. Der Gartenbaubetrieb bildet jedes Jahr zwischen sechs und acht Lernende aus – mit Erfolg. Seit März 2021 ist Kuster Gärten einer der bisher lediglich zehn Betriebe schweizweit, die das Zertifikat «TOP-Ausbildungsbetrieb Stufe 3» erhalten haben. Mit diesem Zertifikat werden Betriebe ausgezeichnet, die sich mit besonders intensivem Engagement und hoher Qualität für die Ausbildung von Jugendlichen einsetzen. Was ist also das Geheimnis der Kuster Gärten? «Wir ziehen die Lernenden nicht einfach im Tagesgeschäft mit, sondern stellen sie in den Vordergrund unseres Tuns, und zwar im gesamten Team, nicht nur in der Führungsetage.» Dazu gehört beispielsweise, dass die Lernenden nicht nur in der Gartenpflege aktiv sind, sondern auch in grössere Projekte eingebunden werden, um ihr Spektrum zu erweitern. Kleine Motivationsspritzen gehören ebenfalls dazu, sagt Hugi: «Wir lassen die Lernenden recht schnell kleinere Maschinen lenken. Das ist zwar für uns am Anfang nicht sonderlich effizient, für ▶ Meine FIRMA 18 01/2023

1 – Simon Hugi, Geschäftsführer der Kuster Gärten, investiert viel in die Ausbildung seiner Lernenden. TALENTMANAGEMENT 2 – Der Betrieb wurde 2021 als «TOP-Ausbildungsbetrieb Stufe 3» zertifiziert. 3 – Bei den Kuster Gärten arbeiten die Lernenden nicht nur im Unterhalt, sondern auch bei grösseren Projekten mit. 4 – Das gemeinsame und praxisnahe Lernen ist fester Bestandteil der Ausbildung. 1 3 2 01/2023 19 4 Meine FIRMA